07.07.10


tanabata



Die Sterne werden in Japan weitaus weniger bewundert und besungen als in Europa. Die einzige erwähnenswerte Fabel, die etwas mit den Sternen zu tun hat, ist jene, auf der das Fest namens Tanabata beruht. Diese Fabel, die chinesischen Ursprungs ist, erzählt die Liebe eines Hirten und einer Weberin. Der Hirte ist ein Stern im Bilde der Aquila, die Weberin ist der Stern Wega. Sie wohnen an den entgegengesetzten Ufern des «Himmlischen Flusses» oder der Milchstraße und können nicht zusammenkommen, ausgenommen in der 7. Nacht des Mondes. Diese Nacht ist ihnen geheiligt; Papierstreifen mit poetischen Ergüssen zu ihren Ehren werden an Bambusrohren befestigt und an verschiedenen Orten aufgestellt. Nach einer Version der Legende wurde das Webermädchen so unausgesetzt damit beschäftigt, Gewänder für den Nachkömmling des Himmelskaisers – Gott, in andern Worten – anzufertigen, daß ihr keine Zeit blieb an den Schmuck der eigenen Person zu denken. Zuletzt indessen gab ihr Gott, der Mitleid mit ihrer Verlassenheit hatte, den Hirten zur Ehe, der auf dem jenseitigen Ufer des Flusses wohnte. Von der Zeit an aber wurde die Frau in ihrer Arbeit nachlässig. Gott in seinem Zorn zwang sie hierauf, wieder über den Fluss zurückzukehren, und verbat gleichzeitig ihrem Mann, sie mehr als einmal im Jahr zu besuchen. Eine andere Version stellt das Paar als Sterbliche dar, die im frühen Alter von fünfzehn und zwölf verheiratet wurden und im Alter von hundertunddrei und neunundneunzig Jahren starben. Nach dem Tode flogen ihre Geister zum Himmel empor, wo die erhabene Gottheit täglich im Himmlischen Fluss badet. Kein Sterblicher darf ihn durch Berührung beflecken, ausgenommen am 7. Tag des 7. Mondes, da die Gottheit, anstatt zu baden, dem Absingen der buddhistischen Schriften lauscht. Basil Hall Chamberlain








fotos: nasa

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